Corona & Digitalisierung: Auswirkungen auf den Bankensektor

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Die Corona-Pandemie hat auf der ganzen Welt zu riesigen Einschnitten im öffentlichen Leben geführt, die uns noch viele Jahre begleiten werden. Institutionen und Unternehmen kämpfen gegen die wirtschaftlichen Folgen von Covid-19 und sind gezwungen, neue Wege zu gehen. Doch neue Wege gehen kann nur ein Unternehmen, das flexibel ist – und es ist die Digitalisierung, die für Unternehmen notwendig ist, um flexibel zu sein.

Die neue Devise: Schneller, mobiler, digitaler

75 % aller Unternehmen haben aufgrund der Krise in digitale Lösungen investiert und nur 0,2 % aller Unternehmen, also ein Bruchteil, gab an, dass die Corona-Krise keinerlei Auswirkungen auf die Digitalisierung in der eigenen Firma hat. Zudem gaben 40 % aller Unternehmen an, dass die Pandemie die Digitalisierung des Geschäftsmodells beschleunigt hat. Dies bedeutet: Corona ist zum einen ein Stresstest für Unternehmen, zum anderen treibt es die Digitalisierung voran. Schneller, mobiler, digitaler – dieses Sprichwort gilt mittlerweile für jeden Sektor, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Auch vor dem Finanzsektor hat die digitale Transformation keinen Halt gemacht. Zwar begann dies schon vor einigen Jahren durch Fintechs und digitale Banken, die den Finanzsektor auf den Kopf gestellt haben. Doch insbesondere in den letzten Monaten hat es weitreichende Einschnitte in die Funktionsweise von Banken gegeben sowie Veränderungen der Bedürfnisse und Verhaltensmuster der Kunden.

IT-Abteilungen arbeiten auf Hochtouren

Seit Beginn der Pandemie haben Finanzkunden die sonst so beliebten Bankfilialen gemieden, da der Gang zur Filiale und Kontakt mit dem Kundenberater ein gesundheitliches Risiko darstellen. Banken haben daher begonnen, die Mitarbeiter ins Home-Office zu verlegen. Trotz Corona-Pandemie sollte das Tagesgeschäft reibungslos ablaufen und so waren Banken gezwungen, logistische und technische Herausforderungen innerhalb kürzester Zeit zu meistern. IT-Abteilungen der Banken mussten die Kapazitäten des internen Kommunikationsnetzwerkes wesentlich erhöhen und Softwarelösungen anbieten. Bei den meisten Banken sollen diese Kapazitäten bis zum Endes des Jahres noch weiter erhöht werden.

Filialen in Deutschland werden abgebaut

Das könnte ein Vorteil für Banken sein: Wenn die Möglichkeit besteht, Filialen zu schließen, hilft das Banken, eine geringere Kostenstruktur zu haben und digitale Kanäle in höherem Maße zu nutzen. Die SZ berichtet, dass jeder dritte Bundesbürger seit mindestens einem Jahr nicht mehr in einer Bank-Filiale war. Dennoch vermelden die meisten Banken, dass es im Privat- und Aktiengeschäft gut läuft. Dies bedeutet, dass das Geschäft weiterläuft, obwohl Kunden nicht mehr in die Filialen kommen.

Die Folge: Die Commerzbank ließ bereits vermelden, dass 200 der insgesamt 1.000 Filialen, die im Frühjahr wegen der Pandemie geschlossen wurde, nicht mehr geöffnet werden. Auch die Deutsche Bank plant, die Zahl der Niederlassungen von 500 auf 400 zu reduzieren und die Postbank wird 50 Filialen schließen. Filialbanken wird es somit in Zukunft immer weniger geben – schuld ist Corona (oder: Corona sei dank), je nachdem aus welcher Perspektive diese Entwicklung betrachtet wird.

Verhaltensmuster der Verbraucher ändern sich

Die Pandemie hat nicht nur Banken dazu gezwungen, sich an die neue Realität anzupassen. Auch die Bedürfnisse sowie Verhaltensmuster der Kunden haben sich geändert. So steigt zunehmend der Bedarf von Kunden an digitalen Services – dies gilt für die Abwicklung von Transaktionen, Kreditkartenanträge sowie die Zahl der aktiven Banking-Nutzer. Die Angst vor einer Infektion hat auch der Nutzung von bargeldlosen Zahlungen einen Auftrieb beschert. Der Anteil von Kartenzahlungen ist an Point-of-Sales um rund 19 % gestiegen. Ein Zurück zur alten Normalität ist kaum vorstellbar, da digitales Banking für viele Kunden nicht nur eine Zeit- sondern auch Kostenersparnis darstellt.

Deutsche Banken & Digitalisierung   

Doch wie steht es um deutsche Banken hinsichtlich der Digitalisierung? Laut der Benchmarking-Studie „Digital Banking Maturity“ von Deloitte aus diesem Jahr sind deutsche Banken hinsichtlich der Digitalisierung nur Mittelmaß. Sie liegen sehr weit hinter den digitalen Champions, konnten die Folgen der Pandemie jedoch nutzen, um wenigstens ein bisschen aufzuholen. In folgenden Aspekten konnte bei deutschen Banken Nachholbedarf aufgedeckt werden:

1.      33 % aller deutschen Banken bieten keine Cross-Selling-Funktionen über den mobilen Kanal.

2.      Beim Beyond-Banking-Konzept sind deutsche Banken mit 12 % weit hinter den Top-Wettbewerbern, die bei 31 % liegen.

3.      Rückstände im Mobile Banking: 30 % der deutschen Bank bieten keine Alternative an, das Konto mobil zu eröffnen.

Im Vergleich zu den führenden Institutionen konnten außerdem im Bereich UX erhebliche Mängel festgestellt werden – im Bereich der benutzerfreundlichen Funktionalität herrscht also erhebliches Verbesserungspotenzial. Große Banken hierzulande, wie zum Beispiel die Deutsche Bank oder auch Commerzbank, spüren einen zunehmenden Gegenwind von Online-Banken, die ihre Geschäfte ausschließlich digital abwickeln. Die Vorteile liegen auf der Hand: erhöhte Flexibilität, 24/7-Erreichbarkeit und eine geringere Kostenstruktur dadurch, dass es keine Filialen und nur wenige Mitarbeiter gibt. Online-Banken haben geringere Bonitätsanforderungen und so haben Verbraucher dort auch die Möglichkeit, einen Kredit ohne Einkommensnachweis zu erhalten – bei konservativen Filialbanken noch undenkbar. Ein ähnlicher Aufwärtstrend ist übrigens auch bei Online-Vergleichsportalen wie Financer zu beobachten, die Kunden die Möglichkeit geben, die Angebote mehrerer Kreditinstitute innerhalb weniger Klicks zu vergleichen.

Fazit

Die Pandemie hat sich als Katalysator für digitale Transformation erwiesen und hat auch vor dem Finanzsektor keinen Halt gemacht. Die Folgen lauten: Filialensterben, innovative digitale Lösungen und neue Verhaltensmuster unter Bankkunden. Großbanken haben nun die Möglichkeit, den digitalen Prozess zu beschleunigen und mit Fintechs, die den Bankensektor bereits revolutioniert haben, nachzuziehen. Auch deutsche Banken sind angewiesen, digitale Services zu verbessern und Rückstände im Mobile Banking aufzuholen, um Kunden hierzulande Lösungen zu bieten, die den Bedürfnissen des Hier und Jetzt entsprechen.

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